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Rekonstruktionen und ExperimentalarchÄologie

Oft sind historische Gebäude nur mehr durch schriftliche oder bildliche Quellen fassbar. Bauliche Rekonstruktionen sind nicht nur für Forschungsfragen aufschlussreich, sondern können auch helfen, die historische Identität eines Ortes zu bereichern. Solche Projekte bedürfen genauer Recherchen und der Beschäftigung mit alten Handwerkstechniken. So konnte zur 1100 Jahrfeier der Marktgemeinde Eberschwang die romanische Taufkapelle nachgebaut werden, oder das Brunnenhaus der Schärdinger Burg nach alten Ansichten rekonstruiert und der Schöpfmechanismus wieder in Gang gesetzt werden.

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„Seit Frühjahr 2003 steht am Rande des Hausruckwaldes weithin sichtbar die Taufkapelle von Eberschwang. Als kulturelles Kleinod und heiliger Ort zieht sie viele Besucher an. Gebaut mit den Materialien und nach den Bauweisen wie vor 1100 Jahren besticht sie durch ihre Schlichtheit und spirituelle Kraft. Archäologe Mag. Wolfgang Klimesch erarbeitete zusammen mit Bautechniker Alois Doblinger alle Einzelheiten und Details der damals üblichen Ständer-Fachwerk-Bauweise. Das Fachwerk aus Eichenholz wurde nachgehackt und abgebunden. Dann wurden die senkrechten Pfähle millimetergenau in den Boden gedrückt und die schweren Querbalken eingepasst. In die Querbalken wurden innen Löcher gebohrt, in welche die senkrechten dicken Weidenstäbe eingestellt werden konnten. Diese wurden dann mit dünnen Weiden ausgeflochten. Das Flechtwerk wurde mit einem Gemisch aus Lehm, Jauche, Blut, Molke, Ziegelmehl und Dinkelspelzen verputzt. Durch die starke Schrumpfung des Lehmes mussten wochenlang die auftretenden Risse wieder neu verputzt werden. Anschließend wurden die Wände mit Kalk und Molke geweißt. Für den Dachstuhl wurde ebenfalls das Holz nachgehackt. Aus ca. 7 Festmetern Tannenholz wurden Schindeln gespalten und von Hand nachbearbeitet. Sowohl die Fachwerk-Holzkonstruktion als auch sämtliche Dachverbindungen sind nur mit Holznägeln zusammengehalten. Allein für das Schindeldach wurden über 10.000 Holznägel verwendet.“ (Auszug aus der Homepage der Pfarre Eberschwang)

Nach der Entdeckung des Schärdinger Burgbrunnens konnten die Brunneneinfassung und das Brunnenhaus nach originalen Vorbildern wiedererrichtet werden. Frisch geschöpftes Wasser aus dem mittelalterlichen Burgbrunnen – ein Highlight bei den Stadtführungen.

Nur Spolien sind von der ehemaligen Kirche St. Dionysen geblieben. Diese wurden 2003 im Auftrag der Stadtgemeinde Traun vor der neu restaurierten Kapelle in Schloss Traun versetzt und dienen nicht nur als Gestaltungselemente im Schlosshof, sondern geben auch Zeugnis von diesem heute nicht mehr vorhandenen Sakralbau.

Für den Dorferneuerungsverein Haselbach wurde 2008 der Abguss eines römischen Weihesteines (Original in der Herzogburg Braunau) hergestellt und in der Nähe seines ursprünglichen Fundplatzes neben der Kirche aufgestellt.